Liebe Frau Ries, wie kam es zur Idee, einen Workshop mit der Stadt Leipzig zu veranstalten?
Die Stadt Leipzig hat schon bei der Initiierung des Projekts Data Mining und Wertschöpfung mitgewirkt. Bei unserer Auftaktveranstaltung im November konnten wir unser gemeinsames Interesse an einer Zusammenarbeit im Austausch mit Brigitte Brück, der Abteilungsleiterin Messe/Medien/Logistik/Gesundheit bei der Stadt, vertiefen. Daraus ist ein erstes Treffen im Dezember letzten Jahres entstanden, bei dem der Grundstein für den Workshop gelegt wurde. Es sollte darum gehen zu verstehen, welche Daten eigentlich vorhanden sind und welche Ideen möglich wären, um sie zu nutzen. Um alle Teilnehmenden einzubeziehen, haben wir uns für die Brainwriting-Methode entschieden.
Können Sie diese Methode näher erläutern?
Brainwriting ist dem Brainstorming sehr ähnlich. Der Unterschied besteht darin, dass alles schriftlich passiert. Dies fördert die Konzentration und hilft dabei, Ideen festzuhalten. Außerdem bringen sich so auch Teilnehmende ein, die sich in Gruppensituationen sonst nicht so stark beteiligen. Während es beim Brainstorming darum geht, viele Ideen zu sammeln, liegt der Fokus beim Brainwriting darauf, Ideen zu vertiefen. In Kleingruppen überlegen die Teilnehmenden sich individuell Vorschläge. Diese werden innerhalb der Gruppe von allen Mitgliedern reihum ausgearbeitet. Das Resultat sind dann nicht nur grobe Vorschläge, sondern schon ausgereiftere Überlegungen. Wir hatten bei unserem Termin zwei Gruppen, die ganz unterschiedlich gearbeitet haben. Eine hat überwiegend selbstständig die Zeitabstände bestimmt, in denen sie Ideen schriftlich ergänzt, diskutiert und weitergegeben hat. Die andere Gruppe brauchte etwas mehr Moderation, um die unterschiedlichen Perspektiven der Teilnehmenden auf alle Vorschläge sichtbar zu machen und nicht nur an einer Idee zu tüfteln. Insgesamt hat die Brainwriting-Methode in meinen Augen sehr gut funktioniert.
Welche Ergebnisse des Workshops haben Sie überrascht?
Vor allem, dass die Stadt schon relativ viele Daten hat und diese auch nutzt, beispielsweise Geoinformationsdaten. Außerdem hatten die Teilnehmenden gute Ideen, wie sie die Daten verknüpfen können. Besonders gefallen hat mir, dass bei einigen Vorschlägen die Nutzerperspektive mitgedacht wurde. Die Workshop-Gruppen haben sich darauf konzentriert, was für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Leipzig von Vorteil sein könnte. Ich fand das sehr bürgerbestärkend.
Wie geht es nun weiter in der Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig?
Momentan arbeiten wir die Workshop-Ergebnisse auf, um sie allen Beteiligten zur Verfügung zu stellen. Danach werden sowohl wir im Projekt-Team als auch die Stadt Leipzig die Ideen sichten. Wir wollen schauen, ob Vorschläge dabei sind, die wir im Rahmen unseres Projekts begleiten oder verwirklichen können. In einem weiteren Treffen wollen wir gemeinsam mit der Stadt Leipzig die nächsten Schritte planen.
Welche Erkenntnisse nehmen Sie für die nächsten Workshops, auch mit anderen Partnern, mit?
Der Workshop war in zwei Teile aufgeteilt. Der erste Teil war weniger auf Interaktion ausgelegt, was auch in der eher zurückhaltenden Stimmung spürbar war. Zu Beginn des zweiten Teils mussten die Teilnehmenden ein Rätsel lösen. Das war wirklich eine Auflockerung. Danach herrschte eine ganz andere Atmosphäre. Die Teilnehmenden waren viel präsenter und engagierter. Deshalb würde ich so einen interaktiven Part beim nächsten Mal gleich an den Anfang setzen. Das macht locker und aktiviert die Anwesenden für den Workshop. Außerdem wollen wir beim nächsten Mal auf die Gruppenzusammensetzung achten, so dass ungefähr gleich viele Männer und Frauen vertreten sind. Das Thema Wertschöpfung aus Daten ist schließlich ein Zukunftsthema, das alle betrifft.
Vielen Dank für das Gespräch. /tw